Ich wollte immer schon mal etwas dazu bloggen, wie mich mein Vatersein verändert hat. Eine Sache ist mir nämlich vor einiger Zeit sehr deutlich bewusst geworden. Drumherum wollte ich dann noch ein bisschen was Lustiges schreiben, zum Beispiel dass ich mittlerweile alles (alles!) auch einhändig kann (weil man ja ständig ein Kind auf dem Arm hat) oder dass ich erst als Vater entdeckt habe, wie lecker Fenchel schmeckt.
Jetzt ist aber vor ein paar Tagen die Debatte um #regrettingmotherhood aufgeploppt. Und ich lass jetzt mal alles Lustige weg und nenne nur diese eine Sache, die mich sehr grundlegend verändert. Das ist etwas Ernstes und im Zusammenhang mit #regrettingmotherhood ist es mir ein Anliegen, es mitzuteilen.
Vorher muss ich aber noch zwei Sachen zu der Debatte sagen: Die Positionen zu #regrettingmotherhood sind mir fremd, vieles kann ich nicht nachvollziehen. Trotzdem finde ich es gut, ehrlich über das Elternsein zu sprechen. Nichts ist schlimmer, etwas nicht bereuen zu dürfen, egal was es ist. Und Bereuendürfen und -können kann karthasisch wirken. Und das zweite, was auffällt: Es gibt keine Debatte zu #regrettingfatherhood, oder zu #regrettingparenthood. Zumindest sind die Tweets dazu überschaubar. Und ich nehme die Debatte auch ausschließlich über Mütter-Blogs war. Bei Beidem – der Debatte selbst und dem Phänomen, dass die Debatte als Mütter-Debatte geführt wird – lohnt es sich, in die Tiefe zu gehen. Aber das wäre ein ganz anderer, ganz eigener Beitrag.
Zurück zu der Frage, was sich für mich verändert hat. Verändert hat sich natürlich eine Menge (zum Beispiel die altbekannte Trias weniger Schlaf, weniger Sex, weniger soziale Kontakte), viel wichtiger ist aber, was mich verändert hat. Und neben vielem anderen hat mich vor allem eine Erkenntnis verändert:
Ich weiß jetzt, dass ich sterben könnte.
Ich meine damit nicht, dass ich weiß, dass ich es einmal werde. Das ist ja klar. Sondern dass ich es könnte, wenn es soweit ist. Durch die Tatsache, dass ich Vater bin, Nachkommen habe, werde ich gehen können. Das ist natürlich eine steile Aussage (noch dazu von jemandem, der kerngesund ist und mitten im Leben steht), aber ich kann es nicht anders sagen: Ich bin davon zutiefst überzeugt. Und das ist ein sehr tiefes, schönes und beruhigendes Gefühl. Ich habe zwar noch die eine oder andere (Lebens-)Aufgabe hier und ich hoffe, dass ich noch möglichst lange beim Projekt Erde mitmachen darf, aber ich muss nichts tun, nicht leisten, nichts verwirklichen, nichts anstoßen, umsetzen, in die Welt setze. Ich könnte gehen und Platz machen. Weil ich weiß, dass da noch Zwei sind, denen ich der Bogen gewesen bin.
Bereue ich es, Vater geworden zu sein? Nein. Aus vielen Gründen bereue ich es nicht. Und der egoistischste aller dieser Gründe ist, gewiss zu sein, gehen zu können.
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